Geschichte der Stadtgemeinde Schrattenthal
Die erste geschichtliche Erwähnung von Obermarkersdorf geht auf die Jahre 1150-1160 zurück. In einer Urkunde Herzog Friedrichs II. von Österreich aus dem Jahre 1242, über die Stiftungsgüter der Prämonstratenser Chorherrn von Geras, scheint unter den Geschenken des Grafen Ulrich von Perneck bzw. seines Sohnes Ekbert, ein Weingarten zu Marquarts-torf auf. Die älteste direkte Nennung finden wir 1171 in einer Eintragung im Rentenbuch der Zisterzienserabtei Zwettl, demzufolge ein gewisser Truthlip dem Stift einen Weingarten zu Marquartsdorf schenkt. Die jeweilige Schreibweise reicht vom latinisierten Marquardi-villa (Dorf des Marquard) über Marquartstorf, Marquartsdorf bis Marchartsdorf. Da jedoch zusätzlich fast immer die Lagebezeichnung iuxta (neben, in der Nähe von) Pulka aufscheint, handelt es sich zweifelsfrei um das heutige Obermarkersdorf.
Welche Bedeutung schon damals der Weinbau in Obermarkersdorf hatte, zeigen uns die diversen Urkunden aus dem 12. und 13. Jahrhundert. Wurde Markersdorf erwähnt, dann fast immer im Zusammenhang mit Schenkungen von Weingärten, beispielsweise zur Errichtung eines Spitals in Zwettl unter Hadmar von Kuenring, als Seelengerät für die verstorbene Perchta von Playen - Hardeck oder für das persönliche Seelenheil eines Grafen zu Hardeck und Burggrafen zu Magdeburg. Selbst einige österreichische Landesfürsten scheinen ab Mitte des 13. Jahrhunderts als Besitzer von Weingärten auf.
1425 standen die Hussiten vor Schrattenthal, das im Jahr 1220 das erste Mal urkundlich erwähnt wurde, und eroberten es nach mehrtägiger Belagerung, ebenso wie die benachbarten Städte Retz und Pulkau.
Am 4. April 1434 erwarb Ulrich von Eyczing Schrattenthal und machte es 1435, obwohl er ausgedehnte Ländereien zwischen Donau und Mähren mit großen Orten und Burgen besaß, zu seinem Hauptsitz. Er ließ eine neue Burg errichten und bezog den Ort durch gemeinsame Mauern in die Verteidigungsanlagen mit ein.
Am 18. September 1472 wurde Schrattenthal von Kaiser Friedrich III. zur Stadt erhoben und bekam ein Stadtwappen.
29 Jahre später (1501) entstand in Schrattenthal die erste Buchdruckerei in Niederösterreich.
1563 bekannten sich die Eyczinger zum protestantischen Glauben, errichteten in der Burg eine evangelische Kirche und holten aus der Pfalz einen Prediger, der auch Schulmeister wurde. Schrattenthal wurde ein wichtiges Zentrum des Protestantismus in Niederösterreich.
In den Anfangsjahren des Dreißigjährigen Kriegs verloren die Eyczinger ihre Ländereien, die kleine Stadt erlebte in der Folge einige Besitzerwechsel. Von 1620–1660 besaßen die Grafen von Strozzi den Ort.
Im März des Jahres 1645 zogen die Schweden mit über 40.000 Mann durch unser Gebiet. Ihr Führer General Torstenson bezog für kurze Zeit in Schrattenthal Quartier. Die Felder und Weingärten wurden verwüstet und die Ortschaften geplündert und gebrandschatzt. Durch die Folgen des 30jährigen Krieges verarmte Obermarkersdorf derart, dass es sein Marktrecht an Pulkau verpfänden musste. Auch die zweite Türkenbelagerung Wiens 1683, ging an Obermarkersdorf nicht spurlos vorbei, da es von versprengten Truppenteilen des für Wien bestimmten Entsatzheeres geplündert wurde.
Im Verlauf des 1. Schlesischen Krieges kamen 1742 die Preußen bis nach Retz. Strenge Rekrutierungen führten zu Ernteausfall und Not, bedingt durch mangelnde Arbeitskraft.
1757 zerstörte eine gewaltige Feuersbrunst einen Großteil von Obermarkersdorf. Sieben Tote waren zu beklagen, zahlreiche Häuser und die Kirche wurden ein Raub der Flammen.
Auch Schrattenthal wurde durch die Folgen eines Brandes 1783 zerstört worauf die Stadtmauern aufgelassen wurden und als Baumaterial für den Wiederaufbau Verwendung fanden.
Sechs Jahre lang wurde an der „Commerzstrasse“ von Krems nach Znaim gebaut, 1833 wurde sie von Kaiser Franz I. eröffnet. Er war nicht der erste Kaiser in Schrattenthal. Kaiser Maximilian II. war hier oft zur Jagd und am 11. Oktober 1848 reiste Kaiser Ferdinand I. auf seiner Flucht aus Wien hier (begleitet vom Thronfolger Franz Joseph) durch.
Das Jahr der Revolution 1848, verlief in unserer unmittelbaren Umgebung recht friedlich. Gerechte und vorausschauende Grundherren hatten daran einen wesentlichen Anteil. Die Untertanenlasten des Bauernstandes, Robot und Zehent, hatten endgültig aufgehört zu bestehen und die Oberhoheit und Gerichtsbarkeit des Adels gingen an die neugegründeten Bezirksämter.
Während der beiden Weltkriege wurden viele Bewohner unserer Orte eingezogen, von denen einige nicht mehr zurückkehrten. Die Kriegerdenkmäler legen stummes Zeugnis davon ab.
1969 entstand durch Zusammenlegung der Gemeinden Schrattenthal, Obermarkersdorf und Waitzendorf die Großgemeinde „Stadt Schrattenthal“. Der namensgebende Ort Schrattenthal ist eine der kleinsten historischen Städte Österreichs.